14.06.2023

Großer Antriebsvergleich: Verbrenner, Hybrid, Plug-in-Hybrid, Elektroauto und Wasserstoffauto

Ratgeber
Fünf Antriebe – fünf Möglichkeiten, Kosten, Nerven und CO2 zu sparen. Wir sehen uns an, wo die Vor- und Nachteile von Verbrenner, Vollhybrid, Plug-In-Hybrid, Elektroauto und Wasserstoffauto liegen und welcher Antrieb sich für euch am besten eignet.
Autor: Patrick Aulehla | Bilder: Redaktion
Point of view-Aufnahme eines Autfahrers hinter dem Steuer bei einer Fahr durch einen Wald.

Wie sehr CO2 sparen sich auszahlen kann, wisst ihr bereits aus unserem Artikel zu NoVA, CO2-Zielen und Flottenverbrauch. Zusammengefasst: sehr! Mit emissionsarmen Fahrzeugen können wir die NoVA drücken, die sich je nach CO2-Ausstoß auf bis zu 60 Prozent des Netto-Verkaufspreises beläuft. Ja, genau. 60 Prozent.

Welcher Antrieb ist der beste für mich?

Wer die Umweltauswirkungen des Fahrens und damit auch die Kosten für CO2 gering halten möchte, der ist angehalten, sich an neue Technologien zu wagen. Welche das sind, wisst ihr natürlich: der Vollhybrid, der Plug-In-Hybrid, das Elektroauto und das Wasserstoffauto. Zusammen mit dem sparsamen Verbrennungsmotor haben wir fünf Technologien zur Auswahl, die uns – je nach individuellem Anwendungsfall – Energie- und Emissionssparen im großen Stil ermöglichen sollen.

Klingt nach information overflow? Finden wir auch! Deshalb haben wir die wichtigsten Vor- und Nachteile von Verbrenner, Vollhybrid, Plug-In-Hybrid, Elektroauto und Wasserstoffauto zusammengetragen und in den folgenden Absätzen für euch analysiert. Vorhang auf für unseren großen Guide durch den Dschungel der Antriebstechnologien.

1. Oldie but Goldie: Der sparsame Verbrenner

Zählt man sich selbst zu den Innovators und möchte nur den neuesten Fancystuff sein Eigen nennen, darf man diesen Absatz gerne skippen. Scherz beiseite: Ganz nüchtern betrachtet hat der sparsame Verbrenner einen großen Trumpf in der Hand: Im Regelfall ist er noch immer die günstigste Möglichkeit, CO2-arm unterwegs zu sein. Seine Technologie ist ausgereift, seine Produktion bestens organisiert. Investitionen in Forschung und Entwicklung sind deutlich geringer als bei Elektroautos oder Hybriden und auch die Vermarktung kostet weniger Geld. Zwar kommt kaum mehr einer ohne NoVA aus, ist man aber genügsam bei der Motorleistung, bleiben diese im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Speziell Dieselmotoren sind hier gut im Rennen, sie emittieren deutlich weniger CO2 als Benzinmotoren.

Der Inbegriff günstigen Autofahrens: Der Dacia Sandero
Der Inbegriff günstigen Autofahrens: Der Dacia Sandero, hier in der Stepway-Variante. Ab 11.690 Euro. © Dacia

Wer auf Nummer sicher gehen möchte, findet

HIER den offiziellen NoVA-Rechner des BMF

HIER alle Infos rund um das Thema NoVA auf der Website des ÖAMTC

Vorteile Verbrenner

  • Günstiger in der Anschaffung
  • Unkompliziert in der Handhabung
  • Moderne Motoren sind sehr effizient

Nachteile Verbrenner

  • Höhere Emissionen im Fahrbetrieb
  • Grundsätzlich höchste Abgabenlast bei Erhaltungskosten
  • Eventuell von zukünftigen Einschränkungen betroffen

 

2. Kleiner Elektro-Beitrag, große Wirkung: Der Vollhybrid. 

Bei der als geschlossenes Hybridsystem oder Vollhybrid bezeichneten Antriebstechnologie wird dem Verbrennungsmotor von einem kleinen Elektromotor unter die Arme gegriffen. Dieser unterstützt das Benzin- oder (in seltenen Fällen) Dieselaggregat in verschiedenen Fahrsituationen, beispielweise beim Anfahren, beim Cruisen durch die Stadt oder beim Einparken. Batterie und Elektromotor sind klein dimensioniert, rein elektrisches Fahren ist nur über sehr kurze Strecken (einige Hundert Meter) möglich. Aufgeladen wird die Batterie ganz ohne Stecker durch Rekuperation, also das Zurückgewinnen von Bewegungsenergie. Vereinfacht gesagt wird beim Rekuperieren die Drehrichtung des Elektromotors geändert und Strom - ähnlich wie bei einem Fahrraddynamo - aus der Energie der sich drehenden Räder gewonnen. Der nette Nebeneffekt: Man spart Sprit, besonders in der Stadt.

Suzuki S-Cross Strong Hybrid parkt im Wald.
Der Suzuki S-Cross als Vollhybrid. © Suzuki

Vorteile Vollhybrid

  • Rein elektrisches Fahren über kurze Strecken
  • Geringerer Verbrauch als Verbrenner, speziell in der Stadt
  • Einfache Handhabung, kein Anstecken nötig

Nachteile Vollhybrid

  • Im Regelfall stadtorientierte Motorcharakteristik
  • Geringe elektrische Reichweite
  • Etwas teurer als vergleichbarer Verbrenner

 

3. Mit Tank und Stecker für alle Eventualitäten gerüstet: Der Plug-In Hybrid

Der Name ist Programm: Plug-In-Hybride werden über einen Stecker (to plug = anstecken) aufgeladen. Sie verfügen über größere Batterien und kräftigere Elektromotoren als Vollhybride und können als die Vorstufe des Elektroautos bezeichnet werden. Ihre elektrische Reichweite liegt dem WLTP-Messverfahren zufolge meist bei 50 Kilometern oder mehr. Ein großer Teil der Motorleistung wird von dem Elektromotor geliefert - sie sind aber auch mit entladener Batterie noch voll fahrfähig und funktionieren dann wie Vollhybride. Rekuperieren können die Ansteck-Hybride ebenfalls, um bei Bremsvorgängen oder beim Ausrollen Energie zurück in die Batterie zu speisen. Eine leere Batterie bekommt man so aber nicht wieder voll - außer vielleicht, man bremst die Großglockner Hochalpenstraße hinunter.

Wer ständig ohne Strom fährt und den Elektromotor so zum Gepäck degradiert, schenkt allerdings einen Großteil seines Fahrspaß- und Effizienzpotenzials her. Die Elektrounterstützung fehlt dann nicht nur beim Spritsparen, sondern auch beim Beschleunigen. Brave Anstecker freuen sich also nicht nur über geringere Verbrauchswerte und Emissionen, sie haben auch deutlich mehr Dampf im Kessel. Ökonomisch weiß der Plug-In Hybrid mit steuerlichen Anreizen zu begeistern: Privatkunden freuen sich über eine finanzielle Förderung, außerdem wird die motorbezogene Versicherungssteuer nur für die thermische Leistung fällig. Das ist einige Hundert bis einige Tausend Euro wert. Kalkuliert man jetzt noch die - je nach Modell mögliche - NoVA-Befreiung mit ein, hat man in Summe sicher einige Tausender gespart. Während man für einen ähnlich leistungsstarken Verbrenner nämlich vierstellige Strafzahlungen zum Finanzamt führt, schreibt der Plug-In Hybrid im Regelfall einen Nuller an.

Der Volvo C40 Recharge Plug-In-Hybrid
Der Volvo C40 Recharge Plug-In-Hybrid. © Volvo

Vorteile Plug-In-Hybrid

  • Starker E-Motor liefert kräftige Unterstützung
  • Finanzielle Anreize und geringe Erhaltungskosten
  • Bei regelmäßigem Laden rein elektrisches Fahren über mehrere Kilometer

Nachteile Plug-In-Hybrid

  • E-Reichweite in der Praxis meist geringer als angegeben
  • Ohne häufiges Laden verliert man Leistung und Spritspar-Vorteil
  • Hohes Gewicht und bei vielen Modellen kleinerer Kofferraum

 

4. All in: Das Elektroauto.

Wer die Kraftstoffaskese voll durchzuziehen plant, der greift zum Elektroauto. Null CO2 im Fahrbetrieb, enormer Alltagskomfort, gleichmäßige, kräftige Leistungsentfaltung und Förderungen für bis zu 5.000 Euro stehen auf der Habenseite. Dass die E-Auto-Kritiker mit geringer Reichweite und langsamem Laden keine Universalargumente mehr in der Hand haben, zeigt unser EV-Protagonist Hyundai IONIQ 6. Er schüttelt laut WLTP-Zyklus gewaltige 614 Kilometer Reichweite aus dem Ärmel. Bei winterlichen Temperaturen oder auf der Autobahn muss man zwar Abstriche machen. Allerdings bleibt bei 614 Kilometern Reichweite auch dafür ausreichend Puffer.

Ein weiterer Vorteil des Elektroautos: Immer flotteres Nachladen an den sogenannten Superchargern ermöglicht weite Touren ohne allzu große Entbehrungen. Nochmals kurz zum Hyundai IONIQ 6: Er kann dank 350 kW Ladeleistung in 18 Minuten von 10 auf 80 Prozent und damit 430 Kilometer Reichweite nachtanken. Viel schneller bekommt man auch den Zapfhahn nicht aus der Säule. Und da unsere Alltagswege ohnehin zumeist sehr kurze sind, überwiegt für uns der Komfortgewinn die paar Minuten, die wir beim Tanken sparen. Kein Warmfahren des Motors, kein Überprüfen von Flüssigkeitsständen, keine Vorbehalte gegen kurze Strecken. Man kann quasi von der Eingangstüre aufs Vollgas springen, dem Elektroauto ist das völlig gleich. Ein Must-Have gibt es aber: den Ladestecker an einem viel besuchten Ort. Zuhause, in der Arbeit oder auf dem Golfplatz, zum Beispiel. Sonst bleibt von der Freude am Stromen wenig über.

Hyundai IONI6 vor einem Hochhaus parkend.
Mit grünem Ladestrom die umweltverträglichste Möglichkeit, Auto zu fahren: Das Elektroauto, hier als Hyundai IONIQ 6. © Hyundai

Vorteile Elektroauto

  • Bei grünem Ladestrom entsprechend grüne CO2­-Bilanz und Anspruch auf Fördermittel
  • Hohe Zuverlässigkeit, kaum Wartungsaufwand und Erhaltungskosten
  • Hoher Fahrkomfort und spontane, kräftige Leistungsentfaltung

Nachteile Elektroauto

  • Geringere Reichweite bei niedrigen Temperaturen und auf Autobahnen
  • Ladestopps müssen speziell im Ausland geplant werden
  • Höhere Anschaffungspreise

 

5. Das fahrende Einhorn: Das Wasserstoffauto

Wer schon einmal einem begegnet ist (oder selbst eines hat), darf sich zu den Auserwählten zählen. Das Wasserstoffauto ist in Österreich nämlich sehr selten - gerade einmal 56 dieser Modelle zählt die Statistik Austria im österreichischen Fahrzeugbestand. Das liegt zum Großteil daran, dass die Tank-Infrastruktur nicht gut ausgebaut und die Anschaffung eines Fahrzeugs verhältnismäßig teuer ist. Unseres Wissens gibt es fünf Tankstellen in Österreich - da findet ihr allein in Tulln deutlich mehr E-Auto-Ladestationen.

Da Wasserstoffautos im Grunde Elektroautos mit Tank (und Batterie) sind, fahren auch sie lokal emissionsfrei. Die Funktionsweise sieht folgendermaßen aus: In einer Brennstoffzelle wird der im Tank gespeicherte Wasserstoff und Sauerstoff umgewandelt, um elektrische Energie zu erzeugen. Diese elektrische Energie treibt den Elektromotor an. Einen Teil der Energie speichert die Hochvoltbatterie (wie bei einem Elektroauto) - etwa, wenn man beim Bremsen rekuperiert. Ihr ahnt es schon: Die Wasserstoff-Technologie ist sehr komplex und nur bedingt alltagstauglich. Gleichzeitig sind die Kosten hoch - sowohl für die Anschaffung als auch für antreibenden Wasserstoff.

Toyota Mirai Wasserstoffauto in einem unterirdischen Parkhaus.
Der Toyota Mira. Zugegeben: Der Wasserstoff-Antrieb ist in Österreich eine Ausnahmeerscheinung. © Toyota

Vorteile Wasserstoffauto:

  • Schnelleres Tanken als Elektroautos
  • Emissionsfreies Fahren
  • Ruhiges, komfortables und kräftiges Fahren

Nachteile Wasserstoffauto:

  • Sehr wenig Infrastruktur in Österreich
  • Relativ hohe Kosten für Anschaffung und Tanken
  • Überschaubare Reichweite (ähnlich wie E-Auto)  

 

Auf den Punkt gebracht:

Der sparsame Verbrenner ist die günstigste Variante, CO2-arm unterwegs zu sein. Dazu muss man sich in Motorleistung und Fahrzeuggewicht aber in Zurückhaltung üben. Auch werden Verbrenner in Zukunft immer stärkere Einschränkungen erfahren. 

Der Vollhybrid eignet sich besonders für Autofahrer, die viel in der Stadt fahren. Dort kann der kleine Elektromotor am effizientesten unterstützen. Ein weiterer Vorteil: Vollhybride sind wartungsarm - die Taxilenker Wiens singen uni sono Loblieder auf Ihre Hybridmodelle. Allerdings bleiben die lokalen CO2-Einsparungen im Vergleich zum Plug-In-Hybrid, zum Elektroauto und zum Wasserstoffauto gering.

Plug-In-Hybride wollen das beste aus der elektrischen und der Verbrenner-Welt kombinieren. Das gelingt ihnen auch sehr gut - vor allem dann, wenn man regelmäßig lädt. So sind elektrische Reichweiten drinnen, die den durchschnittlichen täglichen Arbeitsweg locker abdecken. Trägt man seine Batterie nur spazieren, lässt man diese Vorteile aber liegen.

Das Elektroauto ist die modernste und endgültigste Möglichkeit, sich den Abgasen zu entsagen. Immer größere Batterien und immer schnelleres Laden machen das E-Mobil zu einem vollwertigen Alltagsbegleiter, der vor allem mit hohem Komfortgewinn auftrumpfen kann: Kein Lärm, keine Abgase, kein Warmfahren, keine Warterei auf die Heizleistung.

Das Wasserstoffauto ist das Einhorn dieser Runde. Mit 56 Modellen im gesamten österreichischen Fahrzeugbestand ist es äußerst selten. Das gilt auch für die Tank-Insfrastruktur: Unseres Wissens gibt es nur fünf Wasserstoff-Tankstellen in ganz Österreich. Dennoch bietet es einige Vorteile: Emissionsfrei im Betrieb, lautlos, komfortabel und kraftvoll beim Fahren.