19.04.2023

Wie lange dauert es, ein Elektroauto zu laden?

Elektromobilität
Ratgeber
Ob Zuhause oder unterwegs – Lademöglichkeiten für das Elektroauto gibt es viele. Wie lange das Aufladen dauert, hängt von mehreren Faktoren ab. Wir haben die wichtigsten im Überblick.
Autor: Patrick Aulehla | Bilder: Opel
Eine Autofahrerin mit Ladekabel in der Hand vor ihrem Elektroauto.

Die Frage ist ein Dauerbrenner: Wie lange dauert es, bis ein Elektroauto aufgeladen ist? Und das Interesse ist berechtigt - schließlich beeinflusst die Ladezeit, wie lange unser Fahrzeug out of order ist. Zuhause ist das weniger wichtig als für die Urlaubsfahrt, die sich nicht mit einer Ladung durchfahren lässt. Wenn der Strand ruft, möchte man nicht lange am Stecker hängen.

Also: Wovon hängt die Ladezeit beim Elektroauto ab?

Von der Leistungsfähigkeit der Ladesäule

Ihr habt von diesem Wort bestimmt schon gehört: Kilowatt. Diese Maßeinheit (oft mit kW abgekürzt) beschreibt unter anderem die Leistung einer Ladestation und damit einen entscheidenden Faktor für die Ladedauer eines Elektroautos. Sie variiert zwischen 2,3 und etwa 350 kW, wobei Leistungen über 150 kW meist höherpreisigen Modellen vorbehalten sind. Auch ein Grund, der die Ladeleistung einer Ladestation beeinflusst: der Steckertyp. Eine Haushaltssteckdose (Schuko) erbringt die geringste Leistung (2,3 bei 10 Ampere, 3,7 bei 16 Ampere), die häusliche Wallbox mit Starkstromanschluss schon deutlich mehr (im Normalfall 11 kW). Öffentliche Schnellladestationen oder Hypercharger (meist an Autobahnen) sind die schnellste Möglichkeit, aufzuladen.

Von der Leistungsfähigkeit Ihres Elektroautos

Maßgeblich beeinflusst wird die Ladedauer auch von der Leistungsfähigkeit des Ladegeräts, das in eurem Elektroauto verbaut ist. Manche Fahrzeuge können nur 11 kW aufnehmen, andere (wie der Hyundai IONIQ 6) bis zu 350 kW.

Von der Batteriekapazität des Elektrofahrzeugs

Umso größer die Batterie eines Elektroautos, umso länger lädt es bei gleichbleibender Ladeleistung. Wenn eine Batterie über 50 Kilowattstunden (das Maß für die Speicherkapazität, oft mit kWh abgekürzt) Energie verfügt und die Ladesäule 10 kW Leistung erbringt, dauert es – vereinfacht berechnet – 5 Stunden, bis die Batterie vollgeladen ist. Die Batteriekapazität beeinflusst allerdings nicht (oder nur sehr begrenzt) die Zeit, die ihr für eine bestimmte Reichweite (z.B. 100 Kilometer) an der Ladesäule steht. Darauf hat hauptsächlich der Stromverbrauch eures Elektroautos Einfluss. Wenn ihr 100 Kilometer Reichweite mit 10 kW Ladeleistung in euer Fahrzeug laden möchtet, ist es unerheblich, ob die Batterie 50 oder 100 kWh aufnehmen kann.

Eine Ausnahme bildet das Schnellladen, und das kennt ihr wahrscheinlich von eurem Mobiltelefon: Die ersten 80 % sind ziemlich flott geladen, die verbleibenden 20 % dauern lange. Das liegt in der langsameren Schwingung der Teilchen begründet – die Batterie kann mit zunehmendem Füllungsgrad nicht mehr so schnell Energie aufnehmen. Stellt euch das vor als würdet ihr eine Gießkanne unter den voll aufgedrehten Gartenschlauch halten. Auch die füllt sich am Anfang schnell - umso voller sie aber wird, umso mehr geht über. Ihr müsst also die Durchflussmenge reduzieren, um das Wasser nicht wild durch die Gegend zu spritzen.

Von dem Ladekabel

Ähnlich wie die Leistung der Ladestation begrenzt auch das verwendete Ladekabel die mögliche Ladeleistung. Das Schuko-Kabel schafft maximal 3,7 kW, eine Wechselstrom-Station mit Typ-2-Stecker ist mit 22 kW begrenzt. Schnelles Laden mit Leistungen von über 22 kW ist üblicherweise nur mit einem CCS-Kabel bzw. CCS-Stecker möglich. Dann aber mit bis zu 300 kW.

Von der Außen- und Batterietemperatur

Ein oftmals unterschätzter Faktor in Sachen Ladeleistung ist die Temperatur. Niedrige Temperaturen verlangsamen die Teilchenbewegungen und damit auch das Aufladen. Im Winter solltet ihr euer Elektroauto bestenfalls direkt nach dem Fahren laden, solange die Batterie noch warm ist. Kontraproduktiv ist extreme Hitze: die kann schlimmstenfalls zum Abbruch der Ladung führen – ein Sicherheitsmechanismus, der vor schlimmeren Folgen schützt. Moderne Elektroautos sind allerdings mit Heiz- und Kühlsystemen ausgerüstet, die diese Effekte abschwächen.

Wie lange dauert das Aufladen an den unterschiedlichen Ladestationen und Anschlüssen?

Die Ladedauer lässt sich nur bedingt voraussagen. Die oben genannten Einflussfaktoren variieren zu stark für verlässliche Prognosen. Näherungsweise (!) Berechnungen könnt ihr folgendermaßen anstellen: Batteriekapazität durch Ladeleistung ist Ladedauer in Stunden. Als Beispiel: 50 kWh Batteriekapazität durch 10 Kilowatt Ladeleistung ergibt 5 Stunden Ladezeit.

Wie lange lade ich an der Haushaltssteckdose?

Wer an der Haushaltssteckdose lädt, lädt am längsten. Und am wenigsten effizient. Eine Elektroauto-Batterie in handelsüblicher Größe hängt deutlich über 24 Stunden am Stecker, bevor sie wieder vollgeladen ist.

Wie lange lade ich an der Wallbox?

Laden an der Wallbox geht normalerweise deutlich schneller. Die Heimladestationen schaffen üblicherweise 11 kW und verbuchten deutlich weniger Ladeverluste als die Schuko-Steckdose. Achtung: Mit wie viel Kilowatt ihr laden könnt, hängt von eurer Stromzuleitung ab. Genaue Auskünfte kann euch euer Netzbetreiber bzw. der Elektrikerbetrieb eures Vertrauens geben.

Wie lange lade ich an der öffentlichen Ladestation?

Öffentliche Ladestationen fördern üblicherweise 11 bis 22 kW. Sie sind ähnlich konzipiert wie Wallboxen und ähnlich schnell.

Wie lange lade ich an der Schnellladestation oder dem Hypercharger?

Schnelladestationen oder Hypercharger, die in der Regel entlang von Autobahnen zu finden sind, blasen gewaltige Mengen Energie in Ihre Batterie. Zwischen 50 und 350 kW Gleichstrom fließen durch die dicken Kabel – entsprechend schnell ist euer Elektroauto wieder mit Energie versorgt. Viele Hersteller werben damit, 100 Kilometer Reichweite oder mehr in rund 5 Minuten nachladen zu können.