14.06.2023

Was sind NoVA und CO2-Ziele und wie könnt ihr beim Autokauf Geld sparen?

Elektromobilität
Ratgeber
Mit strengeren Emissionslimits, härteren Prüfverfahren und höheren Steuern auf CO2-intensive Fahrzeuge will die EU den CO2-Ausstoß des Straßenverkehrs senken. Wir sehen uns an, was CO2-Ziele und NoVA bedeuten und wie man beim Autokauf bare Münze sparen kann
Autor: Patrick Aulehla | Bilder: Oliver Hirtenfelder
BYD Atto 3 Österreich

Ja, der Individualverkehr hat ein CO2-Problem. Das hat der Güterverkehr natürlich auch, über den wir unsere geliebten Elektronikgadgets zu Millionen aus Fernost importieren. Oder die Bitcoins, die wir in gigantischen Serverfarmen aus der Blockchain minen. Letztlich ändert das aber die Tatsache nicht, dass unsere Autos CO2 emittieren – und das in zu hohem Maße. Die EU will diesem Umstand mit strengen CO2-Zielen für Automobilhersteller Einhalt gebieten. Österreich setzt noch eins drauf.

CO2-Flottenziel in der EU

Das CO2-Flottenziel für Autohersteller soll ebendiese dazu animieren, mehr in die Entwicklung und den Verkauf emissionsarmer Technologien zu investieren als die Zwölfzylinder-Sauger unters Volk zu mischen (hier ein Link zu unserem großen Antriebsvergleich). Konkret funktioniert dieses Animieren wie folgt: Die PKW-Flotte eines Autoherstellers darf im Mittel maximal 95 Gramm CO2 pro Kilometer emittieren. Liegt der Mittelwert über diesem Grenzwert, wird eine Strafzahlung von 95 Euro pro Gramm CO2 fällig, multipliziert mit der Anzahl der in Europa verkauften Fahrzeuge.

Ein Beispiel: Nehmen wir an, auf dem europäischen Markt werden von Autohersteller XY 1,3 Millionen Fahrzeuge in einem Kalenderjahr zugelassen. Dabei wurde der vorgeschrieben CO2-Mittelwert um zwei Gramm überschritten. Pro Gramm wird nun die Strafzahlung von 95 Euro fällig, multipliziert mit den 1,3 Millionen zugelassen Fahrzeugen. Macht in Summe 247.000.000 Euro, die vom Sparbuch an die Europäische Union wandern. Das ist, gelinde gesagt, kein Bemmerl. Entgehen kann diesen drakonischen Strafen nur, wer viele Elektroautos verkauft. Die sind nämlich eine dieser Sonderregelungen und zählen in der Mittelwertberechnung doppelt als Nuller. An deren (lokaler) Emissionsfreiheit besteht also nicht nur ökologisches, sondern auch ökonomisches Interesse.

Sonderfall Österreich: Die CO2-Steuer NoVA

In Österreich ist man von den regulativen Kräften dieses CO­2-Flottenziels nicht hinreichend überzeugt, weshalb man das Anschaffen CO2-intensiver Fahrzeuge auch auf der Käuferseite erschwert. Erreicht wird das durch die sogenannte Normverbrauchsabgabe, kurz NoVA. Dabei handelt es sich um eine Zusatzsteuer auf den Nettoverkaufspreis (also den ggf. rabattierten Netto-Listenpreis), deren Höhe sich nach dem CO2-Ausstoß eines Fahrzeugs richtet und derzeit maximal 60 Prozent beträgt. Ja, ihr habt richtig gelesen, 60 Prozent. Das betrifft zwar eher die Abteilung Lamborghini als Dacia, aber auch für den Durchschnittsfahrer bleibt zwischen Null und Maximalbemessung viel Spielraum für eine Aufschlagszahlung.

Lamborghini Huracan STO auf der Landstraße
Sieht cool aus, kostet aber richtig Asche: 46 % NoVA werden für den Lamborghini Huracan STO fällig. Ja, der Betrag ist sechsstellig. © Lamborghini

Wann muss man NoVA zahlen und welcher CO2-Wert gilt?

Das Finanzamt kalkuliert die NoVA-Beträge auf Basis des „kombinierten“ CO2-Werts gemäß WLTP-Messverfahren. Das erste Prozent NoVA wird ab 2023 bereits bei 104 Gramm CO2 pro Kilometer fällig. Eine Latte, unter die sich auch die sparsamsten Verbrenner kaum mehr biegen können. Ab einem CO2-Ausstoß von 170 Gramm wird’s dann so richtig ungemütlich: jedes Gramm über 170 kostet neben der in Prozent berechneten NoVA zusätzlich 70 Euro "Malus". Die jeweiligen Grenzwerte werden über die nächste Jahre schrittweise verschärft: Der CO2-Grenzwert wird bis 2024 jährlich um 5 Gramm reduziert, der Malus-Grenzwert um 15 Gramm (2024: 155 Gramm). Erhöht werden lediglich die absoluten Malus-Zahlen, also die Beiträge, die CO2-Sünder an das Finanzamt abführen – bis 2024 jährlich um 10 Euro (2024: 80 Euro).

Ein Beispiel: Stellen wir uns für einen Moment vor, wir haben brav gearbeitet, unser Leben lang gespart oder einen Sechser im Lotto geschossen - wir wollen uns einen Hot-Hatch mit 400 PS anschaffen. Hypothetischer Nettopreis: 51.545,00 Euro. Dazu kommt die Umsatzsteuer von 20 Prozent oder 10.309 Euro. Macht in Summe 61.854,00 Euro. Und weil unser Hot-Hatch seinem 400 PS Motor 205 Gramm CO2 entlockt, kommen nochmal 20 Prozent NoVA dazu. Wieder 10.309,00 Euro. Plus - wir erinnern uns an die Malus-Beträge - eine Aufschlagszahlung von 1.400 Euro für die 20 Gramm über der 185er-Grenze. Ergebnis: 73.563,00 Euro. Abziehen dürfen wir uns 350 Euro NoVA-Bonus - am Ende kommt ein Basispreis inklusive aller Steuern und Abgaben von 73.213,00 Euro heraus. Anders gesagt: Das Finanzamt verbeugt sich für 21.668 Euro Abgabenlast (im Geiste natürlich, Dankschreiben bekommt man keines).

Übrigens: Wer sich in der Optionsliste auszutoben gedenkt, dem sei eines ans Herz gelegt: Auch für die Optionen wird NoVA berechnet. Bestimmte Optionen - die schicken 19-Zoll-Felgen zum Beispiel - steigern außerdem den CO2-Ausstoß.

Wer es ganz genau wissen möchte: Ausführliche Informationen finden Sie auf der Website des Bundesministeriums für Finanzen.

Wie ihr CO2 einsparen könnt

Die Moral aus dieser G’schicht: Der österreichische Autofahrer wird von zwei Seiten zum ökologischeren Neuwagenkauf erpicht. Einerseits inländisch durch die NoVA, deren Lenkungseffekt durch schärfere Grenzwerte und höhere Strafen im nächsten Jahr weiter steigen wird. Und andererseits durch das Angebot der Hersteller, die aufgrund der CO2-Grenzwerte fast ausschließlich in Richtung Elektromobilität entwickeln (können). Immerhin: In Österreich wird die Anschaffung von Plug-In-Hybriden und lokal CO2-freien Elektroautos mit bis zu 5.000 Euro gefördert. Hier unser Artikel dazu.

Um die Vorteile beider Welten zu kombinieren, werden Elektroantrieb und Verbrennungsmotor verschiedenartig in Symbiose gezwungen. Das nennt man dann Hybrid. Durchgesetzt haben sich zwei Konzepte, die in der Theorie auch durchaus Sinn ergeben: der Vollhybrid (auch als „Hybrid“ oder „geschlossener Hybrid“ bezeichnet) und der Plug-In Hybrid. Neben den reinrassigen Verbrenner- oder Elektromodellen zählen sie zu den wichtigsten Antriebsarten, die in den Autohäusern derzeit um Kunden buhlen.

Falls euch der Autokauf jetzt noch komplizierter scheint: Wir verstehen das! Deshalb haben wir uns angesehen, welches Antriebskonzept sich für welches Einsatzgebiet am besten eignet, und mit welchen Tricks ihr Kosten sparen könnt. Hier geht's weiter.