19.04.2023

Die Haltbarkeit der Elektroauto Batterie

Elektromobilität
Ratgeber
Die Batterie ist die teuerste Komponente des Elektroautos. Ihre Haltbarkeit wird immer wieder infrage gestellt. Haben diese Befürchtung ihre Berechtigung? Wir klären auf!
Autor: Patrick Aulehla | Bilder: Renault, Porsche Holding
Elektroauto-Batterie aus dem Porsche Taycan

Reichweite, Laden, Batterie - die Dreifaltigkeit der alltagstauglichen Elektromobilität. Wenn wir weit fahren, schnell laden und eine lange Lebensdauer unserer Stromspeicher erwarten können, spricht aus rationaler Sicht nichts dagegen, elektrisch zu fahren. Ein Lade-Special haben wir bereits hinter uns - heute nehmen wir uns die Batterie zur Brust.

Wie gut ist die Haltbarkeit der Elektroauto-Batterien?

Weil wir euch nicht lange auf die Folter spannen wollen: Die Antriebsbatterien von Elektroautos halten ausgesprochen gut. Das ist gar nicht so die Sensation – die Hersteller hätten sich mit 8 Jahren und weit über 100.000 Kilometern Garantie, die man als Kund:in üblicherweise bekommt, sonst ordentlich ins Fleisch geschnitten. Trotzdem: Das Ausmaß der Widerspenstigkeit hat uns doch überrascht. Zwei Beispiele:

Renault: 99 % aller je in Deutschland verkauften ZOE-Batterien noch einsatzbereit

Renault zählt zu den Pionieren der Elektromobilität. 2010 präsentierte der französische Autohersteller die Serienversion seines ersten Elektroautos: den Fluence Z.E.. 2012 wurde das Fahrzeug in Österreich eingeführt – der Erfolg war, naja, ganz offen gesagt: überschaubar. 2013 folgte prompt der Renault ZOE, und der war dann ein Kracher: Bis 2020 führte er quasi im Alleingang die europäischen Elektroauto-Verkaufszahlen an, bis Tesla und Konsorten übernahmen.

Kürzlich hat Renault Deutschland ein Argument nachgeschoben, dass ZOE-Besitzer retrospektiv mit zusätzlichem Stolz erfüllen dürfte: 99 % aller jemals in einem Renault ZOE verbauten Batterien sind nach wie vor einsatzbereit, sie erbringen zumindest noch 70 % Batteriekapazität. Die deutsche Garantieabteilung musste erst 1 % aller in Deutschland abgesetzten ZOE in die Werkstatt holen, um die Batterie auszutauschen oder zu reparieren.

Der elektrische Renault ZOE ist eine Dauerläufer und besonders haltbar
Fährt und fährt und fährt: Der Renault ZOE. © Renault

Die Österreichische Post AG: Zumindest 70 % Kapazität in E-Zustellfahrzeugen

Bei einer am 5. Mai 2022 von Polestar ausgetragenen „Talkrunde: New Mobility“ hat auch die Österreichische Post AG eindrucksvolle Zahlen auf den Tisch gelegt. Der größte Zustelldienst des Landes liefert seine Pakete seit 2011 auch mit Elektrofahrzeugen aus. Seit 2022 setzt die Post ausschließlich auf elektrische Zustellfahrzeuge.

„Unsere Elektrofahrzeuge, die bisher nicht dem Straßenverkehr zum Opfer fielen, weisen eine Batteriekapazität von noch mindestens 70 % auf“.

Paul Janacek, Head of Group Fleet bei der Österreichischen Post 

Nun ist hinlänglich bekannt, dass das Einsatzszenario „Post“ für ein Fahrzeug kein geschmeidiges ist: Anstarten, Abstellen, Anstarten, Abstellen, und dazwischen fest auf den Pinsel drücken. Dem Elektroauto macht all das gar nichts aus. Die Elektromotoren könnten sofort nach dem Anstarten mit Volllast betrieben werden, wenn man's mal besonders eilig hat und stören sich auch nicht an andauernden Motorstarts. Diese Zuverlässigkeit bewährt sich besonders im herausfordernden Alltag der Österreichischen Post und wird sehr hoch geschätzt.

Auf die Frage, was mit jenen Elektroautos passiere, die doch vorzeitig abberufen würden, antwortet Paul Janacek: „Wir nutzen die ausrangierten Batterien und bauen stationäre Energiespeicher daraus“. Damit sorgt die Post für Notfälle vor, und hat gleichzeitig ein zukünftiges Geschäftsmodell identifiziert. Denn auch die Energie, die an das Netz zurückgeht, ist etwas wert.

Was passiert, wenn's doch mal zischt: Kreislaufwirtschaft, Second Life und Recycling

Paul Janacek hat es angeteasert: Eine sinnvolle Verwendung für ausgediente Elektroauto-Batterien ist, sie in einer Kreislaufwirtschaft einem zweiten Lebenszyklus zuzuführen, beispielsweise als stationäre Stromspeicher. Alle Informationen zur Kreislaufwirtschaft findet ihr hier. Diese können diverse Aufgaben erfüllen: Das Stromnetz vor Blackout-förderlichen Spannungsspitzen schützen. Haushalten, Unternehmen oder Krankenhäusern als Notstromaggregat dienen. Oder erneuerbare Energien speichern, etwa bei Kraftwerken oder - im kleineren Stil - bei Ladestationen.

Wie so ein stationärer Stromspeicher aussehen könnte? Das seht ihr auf den Bildern weiter unten. Die Mobilitätsmarke der Renault Group, Mobilize, hat einen Pufferspeicher namens Advanced Battery Storage gebaut. Die Speicherkapazität: 70 Megawattstunden (MWh)! Wer sich darunter nichts vorstellen kann: Damit ließe sich der tägliche Stromverbrauch einer Stadt mit 5.000 Haushalten abdecken. So geht Kreislaufwirtschaft!