09.10.2023

Wie zuverlässig sind Elektroautos?

Elektromobilität
Ölverlust? Kolbenreiber? Turboschaden? Könnt ihr vergessen! Elektroautos sind simpel aufgebaut, wartungsarm und werden so gut wie gar nicht kaputt.
Autor: Patrick Aulehla | Bilder: Audi
Audi RS e-tron auf Schotter

Die Haltbarkeit des Elektromotors

Ihr habt einen Geschirrspüler, der schon ewig läuft? Oder eine Waschmaschine, die mehr Umdrehungen auf der Trommel hat als die Kurbelwelle eures Autos? Dann müssen wir euch nicht mehr erzählen: Elektromotoren sind haltbar wie Konservendosen!

Ihre hohe Zuverlässigkeit ist auf einen entscheidenden Vorteil gegenüber Verbrennern zurückzuführen: Elektromotoren sind wesentlich einfacher aufgebaut. Während in einem Verbrennungsmotor Tausende Komponenten werken, sind es in Elektromotoren nur wenige Dutzend. Kolben, Ventile, Partikelfilter und so weiter, und so fort - das alles könnt ihr aus eurem Wortschatz streichen. Durch die geringere Anzahl an beweglichen Teilen sinkt nicht nur die Gefahr eines außerplanmäßigen Stopps, auch die Kosten für Wartung und Erhaltung reduzieren sich stark.

Elektroauto: Geringerer Verschleiß an vielen Komponenten

Weil der elektrische Antrieb einfach aufgebaut ist, gibt es kaum Komponenten, die verschleißen können. Das betrifft nicht nur den Motor: Kein kompliziertes Automatikgetriebe mehr, das in 7, 8, 9 oder gar 10 Gängen umrühren muss. Dem Elektromotor reicht im Normalfall ein einfaches Ein-Gang-(Untersetzungs-)Getriebe. Auch Zündkerzen, Kopfdichtungen und Benzinpumpen gibt es nicht. Und kein Zahnriemen-, Öl- oder Filterwechseln mehr.

So wird ein Elektromotor produziert
Hier werden Komponenten eines Elektromotors zusammengesetzt. © Renault

Sogar die Bremsen werden durch das Elektroauto deutlich weniger beansprucht. Nicht aber, weil man permanent so langsam wäre. Vielmehr ist der Elektromotor in der Lage, nicht nur zu beschleunigen, sondern auch zu bremsen. Man spricht dabei von Rekuperation - dem Zurückgewinnen von Bewegungsenergie. Das Prinzip des Rekuperierens ist dem des Fahrraddynamos sehr ähnlich. Auch der verwendet die durch unser Pedalieren mühsam erbrachte Bewegungsenergie (abgezwackt an der sich drehenden Felge), um elektrische Energie zu erzeugen.

Die Haltbarkeit der Batterie

Die zumeist Lithium-Ionen-Batterien von Elektroautos sind deren teuerste Komponente, entsprechend wichtig ist eine lange Lebensdauer. Einen ausführlichen Artikel zur Haltbarkeit von Elektroauto-Batterien haben wir hier für euch, deshalb nur in aller Kürze: Die Stromspeicher der Fahrzeuge halten richtig lange. Renault Deutschland hat kürzlich beeindruckende Zahlen geliefert: 99 % aller jemals verkauften Renault ZOE sind bis heute ohne Akku-Probleme unterwegs - einige Fahrzeuge seit 2012. Auch die Österreichische Post AG, die schon lange auf elektrische Zustellfahrzeuge setzt - seit 2022 übrigens exklusiv -, ist mit ihrer Elektroflotte sehr zufrieden. Alle Fahrzeuge haben zumindest noch 70 % Kapazität im Speicher - nach teilweise 10 Jahren intensivster Nutzung.

Eine Hochvolt-Elektroauto-Batterie aus dem Porsche Taycan
Eine Hochvolt-Batterie aus einem Elektroauto. © Porsche Holding

Welches ist das unzuverlässigste Teil eines Elektroautos?

Das unzuverlässigste Teil des Elektroautos ist dem ADAC zufolge die Batterie. Ob wir jetzt völlig spinnen - da oben wird noch von ausdauernder Haltbarkeit gesprochen? Das stimmt auch. Die Batterie, die im Elektroauto schwächelt, ist nicht die große Antriebsbatterie, sondern die kleine 12-Volt-Starterbatterie, die wir auch in jedem anderen Fahrzeug finden. Auch Elektroautos brauchen den kleinen Energielieferanten, um ihre Systeme hochfahren zu können. Und wenn dieser nicht anständig geladen wird - durch häufiges Kurzstreckenfahren, Licht-brennen-lassen oder eine ganz allgemein seltene Verwendung des Autos -, streckt er auch im Elektroauto die Patschen. Da hilft es nicht einmal, wenn ihr 100 kWh in der Antriebsbatterie habt - ohne 12-Volt-Starterbatterie tut sich auch im Elektroauto nichts.

Kann ich die Zuverlässigkeit meines Elektroautos selbst erhöhen?

Ganz schnell beantwortet: Ja, das könnt ihr! Zum Beispiel, indem ihr genau das nicht macht, was wir im vorigen Absatz als batteriemordend beschrieben haben. Fahrt auch mal längere Strecken, um die Batterie ordentlich aufzuladen. Vermeidet lange Standzeiten mit angeschalteten Verbrauchern - den Scheinwerfern oder der 1.000 Watt-Musikanlage zum Beispiel. Wenn ihr euer Elektroauto längere Zeit nicht braucht, reduziert den Ladestand der Antriebsbatterie auf rund 50 Prozent. Und, für die Motivierten unter euch: Auch permanentes von der Ampel wegheizen erhöht den Verschleiß. Wenn ihr die Reifen mit dem hohen Drehmoment des Motors stets an ihre Haftungsgrenze zwingt, reiben die sich schneller ab als ihr Burnout sagen könnt.

Ein Audi RS e-tron auf Schotter
Keine Handhabung im Sinne der Langlebigkeit. Aber ja: Auch dazu sind Elektroautos in der Lage. © Audi