19.06.2023

Die Geschichte des Elektroautos: Wie, wann und wo alles begann.

Elektromobilität
Elektroautos gibt es erst seit wenigen Jahren? Ein Irrglaube! Das erste Elektroauto wurde bereits 1881 vorgestellt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren hauptsächlich Elektroautos auf unseren Straßen unterwegs.
Autor: Patrick Aulehla | Bilder: Redaktion
Das Trouvé Tricycle. © Jacques CATTELIN

1881: Gustave Trouvé und Andreas Flocken – die Erfinder des Elektroautos

Gustave Trouvé war ein französischer Ingenieur und Erfinder, dessen dreirädriges Elektrovehikel aus 1881 als erstes, batteriebetriebenes Elektroauto der Welt bezeichnet wird. Er positionierte das „Trouvé Tricycle“ als sauberes und ruhiges Fortbewegungsmittel, das dem etwa zur selben Zeit aufkommenden, lauten und schmutzigen Verbrennungsmotor in Sachen Komfort überlegen war. Die Energie für den Elektromotor wurde von aufladbaren Batterien geliefert (damals eine Sensation), mit der eine „höhere“ Reichweite erzielt wurde. Wie weit man mit dem Trouvé Tricycle fahren konnte, ist mangels genormter Messzyklen nicht präzise überlieferbar - bis nach Lignano hätte es wohl ein bisschen gedauert. 

Die Idee fand Anklang: 1888 legte der deutsche Unternehmer und Erfinder Andreas Flocken den vierrädrigen Flocken-Elektrowagen nach. Flocken war außerdem ein Pionier in Sachen nachhaltige Energie und betrieb erste Wasserkraftwerke, mit denen er ganze Stadtteile mit Strom versorgen wollte.

Der Flocken Elektrowagen. © Franz Haag

Der Flocken Elektrowagen. © Franz Haag

1899: Das erste Elektroauto, das über 100 km/h schnell fährt

Das war abzusehen: Kaum hatte das Elektrodreirad die ersten Kilometer auf dem Tacho, ging es schon darum, wer der Schnellste ist. 1899 zog der Belgier Camille Jenatzy das Tuch von seiner „La Jamais contente“ („Die nie Zufriedene“) herunter – und groß war sie, die Verwunderung. Mit der an eine Patrone erinnernden, aus Partinium gefertigten Karosserie wollte er die Aerodynamik optimieren – und hatte Erfolg: Jenatzy war der erste Mensch, der mit einem Elektroauto über 100 km/h schnell fuhr. Hätte er das Ding lieber „Das Projektil“ genannt.

Gut zu wissen:

Anfang des 20. Jahrhunderts machten Elektrofahrzeuge etwa ein Drittel des globalen Automobilmarktes aus. Einen Massenmarkt, wie wir ihn heute kennen, gab es damals allerdings noch nicht – die Fahrzeuge wurden hauptsächlich von Unternehmen und Behörden genutzt.

Die nie Zufriedene. © Brown Middle School, Newton, Massachusetts

Die nie Zufriedene. © Brown Middle School, Newton, Massachusetts

1913: Ford T, Fließband und billiges Öl

Wahrscheinlich war es nicht Henry Ford allein, der dem Elektroauto vorübergehend den Garaus machte. Einen Anteil hatte er aber bestimmt daran. Mit der Fließbandfertigung seines Ford Model T läutete er den Siegeszug des Verbrennungsmotors ein, der durch billiges Öl, höhere Reichweiten und günstigere Anschaffungskosten dem Elektroantrieb schließlich überlegen war.

Ford Model T. © Ford

Ford Model T. © Ford

1913-2006: Es hat sich (vorübergehend) ausgestromt

Mit der Fließbandfertigung von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor, den Weltkriegen, der breiten, günstigen Verfügbarkeit von Öl und der tendenziell wenig entwickelten Sensibilität für Umweltschutz wurde das Elektroauto zur Randerscheinung. Das laute Verbrennungsgeräusch wurde von damaligen Marketinggenies als Zeichen für Männlichkeit, Potenz und Kraft verkauft.

2006 (bzw. 2008): Der Tesla Roadster

Mit seinem Investment in Tesla und der Präsentation des Modells Roadster im Jahr 2006 bewies Elon Musk schon früh sein Gespür für gute Ideen. Der Roadster - ausgeliefert nach Verzögerungen erstmals 2008 - war der erste elektrischen Sportwagen des amerikanischen Elektroauto-Herstellers, und was nachher folgte, wissen wir nur zu gut.

Die Lithium-Ionen-Batterie des Roadster fasst etwa 56 kWh und ist für eine halbwegs alltagstaugliche Reichweite von 350 Kilometern zu haben. Außerdem für gewaltige Beschleunigungswerte: Sie liefert den Elektromotoren genug Energie, um den Roadster in 3,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h zu ziehen. Eine Ansage - sogar unter damaligen Sportwagen. Die nur 1.240 Kilogramm Leergewicht haben dabei bestimmt geholfen.

Tesla Roadster. © Tesla Motors

Tesla Roadster. © Tesla Motors

Ab 2009: Die ersten Versuche der Massenfertigung

Als das erste in Serienproduktion gefertigte Elektroauto haben wir den Mitsubishi i-MiEV in Erinnerung, der gegen 2009 das Licht der Welt erblickte. Er war aufgrund seiner geringen Reichweite (112 Kilometer aus einer 16 kWh-Batterie), seiner auch allgemein eher überschaubaren Alltagstauglichkeit und des für die Gesamtheit seiner Fähigkeiten dann doch sehr selbstbewussten Preises (in Österreich rund 37.000 Euro) aber etwas für die brettelharten Überzeugungstäter.

2011 - 2014: Die Großen beginnen, auf den Zug zu springen

Seit 2011 geht es mit der Elektromobilität stetig bergauf. Zu den ersten rein elektrischen Massenmarkt-Modellen zählen der Nissan Leaf, die Renault Modelle Fluence, ZOE und Kangoo Z.E., der VW e-up!, der VW e-Golf und der Kia Soul EV.

Renault ZOE, Copyright Renault

Der Renault ZOE war eines der ersten elektrischen Massenmarkt-Modelle. © Renault

Heute (2023)

Vor dem Hintergrund steigender CO2-Emissionen und der daraus folgenden, auf lange Sicht verheerenden Umweltauswirkungen, ist das Elektroauto heute wieder in das Zentrum des automobilen Interesses gerückt. Elektrisch Fahren bedeutet kein CO2-Ausstoß im Fahrbetrieb, keine Abgas- und weniger Geräuschbelastung besonders für den urbanen Raum, und eine effizientere Nutzung der Kreislaufwirtschaft.

Gleichzeitig steht die elektrische Mobilität vor großen Herausforderungen: Die Herstellung von Batterien ist energieaufwendig, das Abbauen seltener Erden ebenso, und das Stromtanken in bestimmten Situationen eine Belastung für das Stromnetz. Glücklicherweise wird hier viel Geld und Hirnschmalz investiert - aus den Pressestellen der Automobilkonzerne, Energieversorger, Infrastrukturanbieter und Regierungen hallt es unisono: Wir arbeiten daran, wir schaffen das. Und wir? Wir halten für euch unsere Ohren an die Türen.

So oder so: Heute sind unzählige Elektroauto-Modelle von etlichen Herstellern erhältlich. Viele Automobilkonzerne haben sich außerdem einer rein elektrischen Zukunft verschrieben, etwa:

  • Opel (ab 2028)
  • VW (zwischen 2033 und 2035)
  • Audi (2035),
  • Hyundai (ab 2035 in Europa)
  • Mercedes (vor 2039)
  • Volvo (ab 2030)
  • Ford (ab 2030 für Pkw)

Falls ihr euch für ein Elektroauto interessiert: Bei der Tullner Automeile werdet ihr jedenfalls gut beraten! Und falls ihr online Informationen sucht: Hier geht's zu unserem Artikel "Basislager Elektroauto - Was ihr über das Elektroauto wissen solltet".